Nordhäuser Medizingeschichte zum Nachschlagen.

Pocken, Pest und Pillen

Dienstag
15.11.2022, 15:09 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Sie habe sich einen Traum erfüllt und gehe an der einen oder anderen Stelle jetzt mit einem anderen Blick durch Nordhausen. Davon ist Dr. Antonia Jäger überzeugt, ihres Zeichens Verfasserin des Buches „Pocken, Pest und Pillen“, das sie letzte Woche im Bürgersaal vorstellte, und betont dabei, dass es sich um eine echte Nordhäuser Gemeinschaftsarbeit handelt...

Nicht nur die Recherche wurde zu großen Teilen vor Ort vorgenommen, das Titelbild schuf ein Nordhäuser Künstler, die Finanzierung übernahm die Lesser-Stiftung und der Imhof-Verlag aus Peterberg, der die Veröffentlichung übernahm, wird ebenfalls von einem einheimischen geführt.

Dr. Antonia Jäger in der Schulbibliothek des Herder-Gymnasiums (Foto: Herder Gymnasium Nordhausen) Dr. Antonia Jäger in der Schulbibliothek des Herder-Gymnasiums (Foto: Herder Gymnasium Nordhausen)

Obwohl Geschichte in der Schule nicht ihr Lieblingsfach darstellte, widmete Dr. Antonia Jäger insgesamt mehr als fünfzehn Jahre der Vergangenheit ihrer Heimatstadt Nordhausen. Die Fachärztin für Chirurgie, die in Nordhausen in der familiären Praxis tätig ist, suchte nach ihrem Medizinstudium ein Promotionsthema. Im Gespräch mit einem Medizinhistoriker wuchs die Idee, die Medizingeschichte Nordhausens zu erforschen.

Nach umfassenden Recherchen und Themenarbeit konnte sie 2005 ihre Doktorarbeit sehr erfolgreich verteidigen. Doch das Thema konnte in diesem Rahmen noch nicht erschöpfend betrachtet werden. Beruflich und fachlich eingenommen, widmete sich Jäger ab 2018 wieder intensiv der Erarbeitung. Weitere Quellen erschlossen sich und die ursprüngliche Dokumentation erhielt ein völlig neues Gesicht und umfangreiche Erweiterungen. Entstanden ist eine Medizingeschichte der reichsfreien Stadt Nordhausen, die sich vielfältigen Bereichen widmet und ein Gesamtbild bietet: Das Zusammenspiel von Politik, städtischer Kultur, Krankheiten, Lebensgewohnheiten, Pharmaziegeschichte, Apotheken, Ärzten, Alkohol aus medizinischer Sicht, Wanderheilern, der Pest.

Eines von 400 Exemplaren übergab Dr. Jäger der Verantwortlichen der Schulbibliothek und Schülerin der Klassenstufe 11, Holly Hungsberg. Im Namen der Schülerschaft dankte Holly für die Ausgabe und ließ sie für die Schule signieren.

Nach der Inventarisierung erhalte das Buch einen Ehrenplatz im Aufsteller und Präsentationsbereich, so die Elftklässlerin, und ist sich sicher, dass es mit Blick auf die innewohnende Themenbreite rege durch Schülerinnen und Schüler ausgeliehen werden wird.

Schulleiter Andreas Trump bedankte sich ebenfalls und bekräftigte, dass dieses Buch nicht nur eine Bereicherung für jeden Leser, der sich mit Nordhausen verbunden fühlt, darstellt, sondern sich als ein Nachschlagewerk, ein Fundus erweist, den seine Geschichtskollegen zu schätzen wissen und sicher auch zahlreich ausleihen werden, da eine umfangreiche Quellensammlung, eine Zeittafel sowie ein mittelalterlicher Stadtplan die Ausführungen komplettierten.

Dr. Jäger wünschte eine spannende Lektüre. Auch sie habe die Zeitreise und die Anekdoten, an der sie die Leserschaft teilhaben lässt, genossen, so zum Nachweis des fetalen Alkoholsyndroms, die Existenz eines Anatomiehauses oder den Umgang mit der letzten Pest.
Heike Roeder