IHK Wirtschaftsprognose

Stagnation hält an – Abwärtsrisiken bleiben

Donnerstag
13.03.2025, 10:07 Uhr
Autor
red
veröffentlicht unter:
Die konjunkturelle Entwicklung der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt im Jahr 2024 war erneut von Stagnation geprägt. Die Stimmung der Wirtschaft war damit wie im Vorjahr negativ. Für die kommenden Monate sind die Aussichten der Unternehmen kaum besser, wie mehrheitlich pessimistische Geschäftserwartungen belegen...

Das sind die zentralen Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammern (IHKn) Halle-Dessau und Magdeburg.

Der IHK-Geschäftsklimaindex lag Ende 2024 mit minus 12,2 Punkten wieder im deutlich negativen Bereich – die negativen Einschätzungen in den Unternehmen überwiegen also auch in diesem Jahr. „Belastend waren für die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt erneut die hohen Kosten für Energie und Löhne sowie die im internationalen Vergleich hohe Steuerbelastung.

Gleiches gilt auch für die bürokratischen Anforderungen, denen sich die Unternehmen ausgesetzt sehen.“ beschreibt der Präsident der IHK Halle-Dessau, Sascha Gläßer, die aktuelle Lage. „In der Folge schwindet unsere Wettbewerbsfähigkeit. Deutsche Unternehmen haben es immer schwerer, , sich gegen internationale Konkurrenten durchzusetzen, die weitaus geringere Produktionskosten aufweisen.“

Die schwachen Absätze und die mangelnde Zuversicht, dass sich hieran bald etwas ändert, führe in der Folge zu einer geringeren Investitionstätigkeit der Unternehmen, insbesondere in der Industrie, berichtet Gläßer. Und ohne Investitionen heute sei auch kein Wachstum in der Zukunft zu erwarten. Gläßer mahnte daher an, dass eine neue Bundesregierung sich rasch einer Reformagenda widmen müsse, die an den Kostennachteilen des Standorts Deutschland ansetze.

„Zunächst müssen die Energiepreise endlich wirksam gesenkt werden: Kurzfristig über das Senken von Steuern, Abgaben und Umlagen; mittel- bis langfristig muss aber auch das Energieangebot konsequent und technologieoffen erweitert werden.“ Die aktuell hohen Energiepreise resultierten aus der Knappheit – diese gelte es zu beseitigen.

Wie die Wettbewerbsfähigkeit zu erlangen sei, machte auch Klaus Olbricht, Präsident der IHK Magdeburg, zu seinem Thema: „Da die Kosten das Problem sind, müssen diese runter“, fasste Olbricht den Kern der Reformagenda zusammen, die jetzt nötig sei, „um das Ruder rumzureißen.“

Konkret müssten bürokratische Belastungen gesenkt werden, und zwar über verbindliche Bürokratieabbauziele. „Immer mehr Kapazitäten werden in den Unternehmen durch Bürokratie gebunden – ein Fünftel der Arbeitszeit in deutschen Unternehmen wird aufgewendet, um bürokratische Auflagen zu erfüllen und Berichts- und Meldepflichten nachzukommen.“ Angesichts des ohnehin virulenten Fachkräftemangels sei das eine Ressourcenverschwendung gigantischen Ausmaßes.

„Nötig ist eine Aufgabenkritik des Staates und natürlich auch eine bessere Leistung bei der Verwaltungsdigitalisierung.“ Hier hinke der Staat weit hinter den Unternehmen hinterher. Viele Abläufe könnten mit einer zeitgemäßen Verwaltung schneller und einfacher sein. Stattdessen verfehle der Staat regelmäßig selbst gesetzte Ziele – wie zum Beispiel beim Onlinezugangsgesetz – und fordere ständig mehr Personal.

Beide Präsidenten waren sich einig, dass die Regierungsbildung auf Bundesebene nun rasch erfolgen müsse – die Wirtschaft brauche jetzt sofort bessere Rahmenbedingungen und nicht erst nach Ostern.

Hintergrund:
Die Landesarbeitsgemeinschaft der beiden Industrie- und Handelskammern in Sachsen-Anhalt (LAG) besteht seit 1997 und vertritt die Interessen von rund 110.000 Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft in Sachsen-Anhalt. Die Landesarbeitsgemeinschaft führt Umfragen unter ihren Mitgliedsunternehmen durch, erarbeitet fachliche Stellungnahmen und vertritt das Gesamtinteresse der Unternehmen gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit.

Bei der Konjunkturumfrage wird vier Mal im Jahr eine repräsentative Stichprobe aus den Mitgliedsunternehmen der Industrie- und Handelskammern befragt.

Der resultierende Geschäftsklimaindex fasst zusammen, wie die Unternehmen ihre derzeitige Geschäftslage und ihre Aussichten einschätzen. Ein negativer Klimawert steht dabei für eine überwiegend schlechte Einschätzung von Lage und Erwartung, ein positiver Wert für überwiegend gute bzw. optimistische Bewertungen.

Sowohl die Befragung als auch die Auswertung und Hochrechnung der Ergebnisse erfolgen nach anerkannten wissenschaftlichen Methoden. In Sachsen-Anhalt nehmen jeweils rund 900 Unternehmen daran teil.