Vortrag im Geschichtsverein

Es war einmal in Niedersachswerfen

Mittwoch
03.04.2024, 08:16 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Der engagierte Hobbyhistoriker und begeistertes Mitglied des Arree-Traditions-Vereins, Tim Schäfer, möchte demnächst zahlreiche Zuhörer in die Geschichte der Ortschaft Niedersachswerfen von Harztor „entführen“...

Dabei steht das Thema „Niedersachswerfer Mühlenort – NS-Rüstung und Zwangsarbeit – die 1950er Jahre DDR-Zäsur und Entwicklung eines Industrieortes“ im Fokus. Der Bogen wird in vielen alten Bildern bis in die DDR-Zeit gespannt.

Die alte Mühle „Kupferhammer“ und die ursprüngliche Schmiede „Hoffmann“ entwickelten sich zu bedeutenden Rüstungsbetrieben, auf mehreren Ebenen der Grundstoff-, Rüstungs- und Maschinen- Anlagenindustrie. Exemplarisch steht dafür zunächst das Gipswerk der Leuna-Werke, das Bauvorhaben B11 oder das Reichslagerprojekt „Sachsenberg“, in dem später das Grauen der Zwangsarbeit (KZ Mittelbau-Dora) Nazideutschlands wütete. Aus der Schmiede „Hoffmann“ entstand ein innovatives Unternehmen, welches für Rüstungsvorhaben wie Junkers (Dessau) kriegswichtig enteignet und in die Mittelwerk GmbH eingegliedert wurde.

Haben Sie gewusst, dass das Gipswerk Niedersachswerfen (Ammoniakwerk Merseburg) 1939 als NS-Musterbetrieb galt? Als echte Premiere wird eine Aufnahme gezeigt, die über den Fotografen Prof. Heinrich Hoffmann (München) seinerzeit vertrieben wurde und nun für die Heimatgeschichte rechtlich gesichert ist. Die Stollenprojekte am Kohnstein stellt Schäfer neu bearbeitet und strukturiert dar. Er wird einige Punkte aufzeigen, wie Niedersachswerfen von den historischen Ereignissen profitiert hat. Ab 1945 entwickelten sich aus dem alten Kupferhammer und der Fa. Hoffmann/Sohn für die DDR und den RGW bedeutende Betriebe. Viele Menschen erinnern sich gern an VEB Leuna-Werke. Das Gipswerk trug den Leuna-Werke Ehrennamen „Walter Ulbricht“. Aber welche Ereignisse und Anekdoten verbinden sich mit dem seinerzeit teils schrullig wirkenden SED Staatschef der DDR? Einige wenige Anekdoten zu Ulbricht aus der Zeit werden im Vortrag geschildet.

Gipswerk Niedersachswerfen und VEB KTN Kältetechnik wurden wirtschaftliche Schwergewichte mit den typischen, sozial geprägten Funktionen. Doch wie wurden die Stollen im Kohnstein auf Anweisung der Sowjet SMAD 1947 bzw. 1949 zerstört? Dazu findet der Bildvortrag detaillierte Antworten, hier dienen gefundene Originalbefehle der Russen als Basis, die auch gezeigt werden können. Auch welche Probleme sich aus welcher Weltkriegsmunition von Wehrmacht und Sowjetarmee bis in die 1970-er Jahre ergaben, wie auch ein berühmter Nordhäuser Held, Major Zinke wirkte, was die damalige Stasi wissen und beeinflussen wollte werden kurz angerissen. Für die DDR- Zeit sollen Meilensteine der technologischen, wie wirtschaftlichen Entwicklung der KTN Kältetechnik und des Gipswerke abschließend zusammengefasst werden, neu sind auch die kumulierten Daten der Gesteinsgewinnung am Kohnstein aus den Aufzeichnungen der Bergleute. Versuchsweise soll der NS-Musterbetrieb mit den Errungenschaften der Arbeiterklasse (DDR) am Beispiel des Gipswerkes, verglichen werden.

Tim Schäfer, geb. Nordhäuser und Unternehmer, recherchiert ehrenamtlich seit vielen Jahren die Heimtageschichte und hat einige Publikationen verfasst. So konnten auch Knochenreste eines Fundes eines eiszeitlichen Wollnashorns (auf 35.000 Jahre datiert) dem Nordhäuser Museum Tabakspeicher zur Ausstellung gesponsert werden.

Der Vortrag findet am 9.4. um 19 Uhr im Museum Tabakspeicher statt.