Elektroinfrastruktur vor dem Wohnblock

Laden wo man wohnt

Freitag
15.03.2024, 15:37 Uhr
Autor:
red
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v.l.: WBG Vorstand Sven Dörmann, EVN Chefin Jana Zöllner und AreaCharge Geschäftsführer Thorsten Jahn  (Foto: agl) v.l.: WBG Vorstand Sven Dörmann, EVN Chefin Jana Zöllner und AreaCharge Geschäftsführer Thorsten Jahn (Foto: agl)
Die Eröffnung einer neuen E-Ladestation sollte eigentlich keine große Nachricht mehr sein. Doch in der Albert-Träger-Straße in Nordhausen konnte man heute eine Ausnahme machen, denn Ladeinfrastruktur vor dem Wohnblock hat in Deutschland immer noch Seltenheitswert…

Vom „Henne - Ei“ Problem hat man sich in Sachen Elektromobiliät langsam verabschiedet, sowohl Infrastruktur wie auch Fahrzeuge nehmen stetig zu. Zumindest wenn es um hoch frequentierte Schnelllader oder die heimische Wandbox geht, sagt Thorsten Jahn von der Firma „Area Charge“. Lademöglichkeiten direkt vor der Haustür bleibe in Mietquartieren hingegen weiter eine Ausnahme in Deutschland und die Frage nach dem, was zuerst kommt stellt sich wieder.

Jahn und Kollegen wollen das ändern und den ersten Schritt tun. In Nordhausen hat man sich dafür mit der Wohnungsbaugenossenschaft Südharz (WBG) und dem Energieversorger EVN zusammengetan. An zwei Standorten in der Albert-Träger Straße und auf dem Bochumer Hof in der Hesseröder Straße hat man „Normal-Lader“ eingerichtet. Die sollen den Mietern vor Ort die Möglichkeit geben, vor der eigenen Haustür zu laden und das ohne die Vorgabe, nach ein oder zwei Stunden wieder verschwunden zu sein, wie das bei anderen öffentlichen Ladesäulen häufig der Fall ist.

Die WBG stellt den Raum zur Verfügung und verzichtet auf die Pachteinnahmen für die Stellflächen, erläuterte WBG Vorstand Sven Dörmann. Mit dem Projekt mache man einen weiteren Schritt auf dem Weg zur „grünen“ WBG und könne den Mietern einen weiteren Service bieten. Der Strom kommt natürlich von der EVN, die auch ihr eigenes Ladenetz betreibt, aber hier keine Konkurrenz fürchten muss. Der Energieversorger betreibt seine Infrastruktur eben da, wo viel Verkehr ist und die Fahrzeuge schnell wechseln können und müssen. Das Konzept von „Area Charge“ sieht vor, langsamer und länger laden zu können, die Park- bzw. Ladezeit soll tagsüber bis zu sechs Stunden betragen, über Nacht kann das Auto auch einfach bis zum morgen an der Steckdose bleiben.

Auf eine Kartensystem habe man verzichtet, so Jahn weiter, so ließen sich Kosten sparen. Um den Ladevorgang zu starten benötigt man ein Smartphone, das die an den Ladesäulen angebrachten QR Codes scannen kann. Nach Anmeldung im System der Firma fließt dann der Strom, der Dank der Ersparnis mit 39 Cent pro Kilowattstunde etwas günstiger ist, als in der „freien Wildbahn“.

Die Planungen im Vorfeld haben etwas gedauert, auch weil das Vorhaben auf Fördermittel angewiesen ist, sagt Jahn. Sechs Jahre soll der Feldversuch nun laufen, dann werde man Bilanz ziehen können. Sollte sich der Ansatz etablieren, wird man vielleicht noch öfter Ladepunkte am Wohnblock eröffnen können, bis auch das endlich Normalität ist.
Angelo Glashagel