Stimmen zur geplanten Schulschließung in Bad Langensalza

„Ich kämpfe mit den Eltern für das Förderzentrum“

Donnerstag
26.01.2023, 15:15 Uhr
Autor:
osch
veröffentlicht unter:
Die Nachricht von zwei anstehenden Schulschließungen in Bad Langensalza und Schlotheim sorgte in den letzten Tagen für viel Aufregung. Dabei erzeugte die Tatsache an sich genau so viel Unmut wie die Art und Weise der Kommunikation darüber. Die uhz hat in der Kurstadt Stimmen eingeholt …

Der historische Schulbau in der Bad Langensalzaer Poststraße, der das Förderzentrum "An der Salza" beherbergt (Foto: oas) Der historische Schulbau in der Bad Langensalzaer Poststraße, der das Förderzentrum "An der Salza" beherbergt (Foto: oas)

Ende des letzten Jahres informierte die Kreisverwaltung in Mühlhausen die Schulleiter des Staatlichen Förderzentrums in Bad Langensalza und des Gymnasiums in Schlotheim über die baldige Schließung der Bildungseinrichtungen in Absprache mit dem zuständigen Schulamt in Worbis. Eine politische Entscheidung darüber ist noch gar nicht gefallen, denn Kreistagsmitglieder wie alle anderen Bürger auch erfuhren von den Vorhaben durch Elternvertreter. Diese waren Anfang letzter Woche von den beiden Schulleitern schriftlich informiert worden

„Wir hatten überhaupt keine Kenntnis davon und erhielten die Information aus den Medien“, empört sich Cordula Eger, Kreisvorsitzende der LINKEN und Kreistagsmitglied. Es gäbe keinerlei frühere Planungen in dieser Richtung, die bekannt seien, fügte die Politikerin an. Im Namen ihrer Fraktion und der Landespartei kündigte Eger Widerstand an und schickte die Kampfansage nach Mühlhausen: „Nicht auf Kosten der Kinder!“

Ähnlich deutlich äußerte sich Bad Langensalzas Bürgermeister Matthias Reinz, der in seinem Büro von einer Elternabordnung mit der schlechten Nachricht überrascht wurde. „Das lasse ich so nicht gelten“, sagte er der uhz. „Die Schließung des Förderzentrums zu Einsparzwecken der Kreisverwaltung ist nicht akzeptabel. Noch längere Fahrten für die ohnehin schon beeinträchtigten Schüler nach Mühlhausen sind nicht zumutbar.“ Für Reinz geht es in erster Linie nicht um die Immobilie in der Poststraße, sondern um den Standort Bad Langensalza, den er im Interesse der Kinder und ihrer Eltern erhalten will. Als Alternative zu dem großen kostenintensiven Altbau (die Rede ist von 225.000 Euro Betriebskosten pro Jahr) könne er sich eine Unterbringung der Kinder beispielsweise in der angrenzenden Hufeland- Grundschule vorstellen.

Eine Verteilung der teilweise körperlich und geistig beeinträchtigten Kinder in eine andere Grund- oder Regelschule sehen die Lehrkräfte dort kritisch. Aufgrund des grassierenden Lehrermangels, der vielen bereits in den Klassenverbänden integrierten Flüchtlingskinder und des immer schwieriger werdenden Stundenmanagements würde sich die Lernatmosphäre für die Kinder aus dem Förderzentrum verschlechtern. Dass die Kinder andererseits mit einer Verbringung nach Mühlhausen täglich noch weitere Wege zu absolvieren hätten, wäre für die Lehrerkollegen nicht nachvollziehbar, sagte uns eine Lehrkraft aus der Wiebeckschule.

In diese Kerbe schlägt auch die neue Elterninitiative am Förderzentrum „An der Salza“. Dirk Kammerer, einer von vier Initiatoren der Widerstandsaktionen, argumentiert damit, dass die 80 Schüler nicht nur einen erhöhten Förderungsbedarf besäßen, sondern durch ihre Beeinträchtigungen auch eine spezielle Betreuung auf den Schulbusfahrten bräuchten. Wenn diese Wege sich jetzt noch auf bis zu zwei Stunden täglich erweitern würden, fürchten die Eltern, dass die Lernfähigkeit ihrer Kinder darunter zusätzlich leide. Es sei außerdem ein Unding, meint Kammerer, das Förderzentrum bereits zum Schuljahresende schließen zu wollen. Die Kinder hätten extreme Bindungsprobleme und bräuchten Zeit, sich an neue Lehrer und Betreuer zu gewöhnen. Mit den Lehrern und den Gegebenheiten in der Poststraße waren die Eltern bisher sehr zufrieden.

Im Unstrut-Hainich-Kreis ist die Schulnetzplanung bis ins Jahr 2026 festgeschrieben und dort steht nichts von Schließungen eines Förderzentrums 2023, betonte Dirk Kammerer, der sich nun an die Parteienvertreter der meisten Kreistagsfraktionen wandte. Aus den Reihen der LINKEN und der CDU wurde ihm schon Unterstützung auf Kreisebene avisiert, die Ortsverbände der SPD und FDP in Bad Langensalza sind informiert. Ein Sonderkreistag auf Bestreben der CDU-Fraktion ist für Anfang März anberaumt worden.

Die Elterninitiative hat inzwischen eine Unterschriftenaktion gestartet, die bisher von 1.500 Unterstützern gezeichnet wurde. Immer mittwochs auf dem Wochenmarkt in der Bad Langensalzaer Innenstadt besteht die Möglichkeit, die Protestnote zu unterzeichnen. Weiterhin läuft eine Petition im Internet, die Eltern suchen den Kontakt zu Landtagsabgeordneten, um möglicherweise über den Landtag zu intervenieren und sie haben die Medien eingeschaltet, um auf ihr Problem aufmerksam zu machen. Die betroffenen Kinder produzieren derzeit ein Lied, das nach Vollendung in den sozialen Netzwerken verbreitet werden soll.

Der klaren Positionierung des Bad Langensalzaer Bürgermeisters „Ich kämpfe gemeinsam mit den Eltern, unsere Förderschule zu erhalten“ könnten sich schon bald weitere prominente Stimmen anschließen. Das letzte Wort in der causa Förderzentrum scheint noch lange nicht gesprochen.
Olaf Schulze