Vortrag in der Reihe „Aufgeschlossen"

Das Leben eines lutherischen Apothekers

Freitag
02.12.2022, 15:22 Uhr
Autor:
emw
veröffentlicht unter:
Am 13. Dezember um 18.30 Uhr, wird in der neuen Vortragsreihe „AUFGESCHLOSSEN" im Rosa Salon des Schlossmuseums Sondershausen in Zusammenarbeit mit dem Geschichts- und Altertumsverein sowie dem Förderkreis Schloss und Museum Sondershausen ein Vortrag von Dr. Hartmut Kühne zu hören sein...



Zum Thema: „Der lutherische Apotheker Wolf Holtzwirth reist 1546 nach Jerusalem und anschließend kreuz und quer durch Europa, referiert Dr. Hartmut Kühne seinen Vortrag.

Das Schlossmuseum bewahrt eine von dem Hallenser Apotheker Wolfgang Holtzwirth verfasste Handschrift auf, in welcher der Abenteurer und dennoch erfolgreiche Geschäftsmann über die ersten drei Jahrzehnte seines Lebens berichtet. Auch wenn die Handschrift in den letzten Jahrhunderten immer wieder das Interesse von Forschenden auf sich zog, war sie bisher als ganze unbearbeitet geblieben.

Der 1522 in Halle in eine Patrizierfamilie hineingeborene Wolfgang erlebte nach dem frühen Tod seines Vaters eine unstete Kindheit und Jugend.

Im Jahre 1544 brach der in der Apotheke Cranachs tätige Geselle von Wittenberg nach Italien auf, wo er sich zwei Jahre lang mit „work and travel" durchschlug.

1546 brach er als erster Lutheraner zu einer Seereise in das Heilige Land auf, die den wesentlichen Gegenstand seiner Aufzeichnungen bildet. Holtzwirths Erzählung ist im Vergleich mit ähnlichen Texten sehr viel persönlicher und detailreicher. So berichtet er von den Freuden und Ängsten einer low-budget-Seereise, von Leibesvisitationen und Verhören bei der Ein- und Ausreise, von einer gefährlichen Klettertour auf dem Berg der Versuchung und einem Seegefecht mit türkischen Piraten.

Nach seiner Rückkehr zog der Apotheker auf der Suche nach einer zukünftigen Existenz über Villach nach Krakau, Gotland und schließlich nach Tallin (Reval) und fuhr von dort mit dem Schlitten gen Antwerpen und nach Nowgorod, bevor er sich 1553 in Halle niederließ und dort die heute noch bestehende Löwen-Apotheke gründete.

In den knapp 200 Seiten seines Gedenkbuches begegnet uns die Lebenswelt dieses vor genau 500 Jahren geborenen Menschen, die ganz anders war als die heutige und doch kommt uns dieser Mensch in seinem Erzählen ganz nahe.