Matthias Reinz im Gespräch mit der uhz online

„Wünsche mir ein Ende der gesellschaftlichen Spaltung“

Donnerstag
13.01.2022, 19:00 Uhr
Autor:
osch
veröffentlicht unter:
Bad Langensalzas Bürgermeister Matthias Reinz ist seit 2018 im Amt und auch er erlebte 2021 ein sehr spezielles Jahr. Im uhz-Gespräch erzählt er uns von Höhepunkten, Zielen und ganz persönlichen Wünschen für das angelaufene neue Jahr …

Bürgermeister Matthias Reinz an seinem Arbeitsplatz (Foto: oas) Bürgermeister Matthias Reinz an seinem Arbeitsplatz (Foto: oas)

uhz: Das letzte Jahr war in Bad Langensalza geprägt von der Teilnahme an der Bundesgartenschau. Haben sich Ihre Erwartungen in diesem Zusammenhang erfüllt?
Matthias Reinz:
Nachdem das Jahr durch die Corona-Pandemie bedingt eher schleppend anlief, konnten wir schließlich alle unsere gesteckten Ziele noch umsetzen. Wobei die Stadt in ihrer floralen Gestaltung und ihrem allgemeinen Auftreten nicht mehr oder weniger als in anderen Jahren auch herausgeputzt war. Die zusätzlichen organisierten Veranstaltungen wie unsere Gartennacht wurden durchweg von Einheimischen und Besuchern sehr positiv aufgenommen. Sicherlich konnten wir aufgrund der BUGA noch mehr Reisegruppen und vor allen Einzeltouristen in Bad Langensalza begrüßen. Ich hoffe, dass uns dieser Aufschwung erhalten bleibt und freue mich sehr über die vielen begeisterten Tagestouristen, die weithin für unsere Stadt werben.

Wie sehr haben die Lockdowns und andere Eindämmungsmaßnahmen im Zuge der Pandemie sich im vergangenen Jahr auf die Stadt ausgewirkt?
Leider hat uns als Touristenstadt die anhaltende Pandemie finanziell stark belastet, hinzu kommt ein größeres Defizit durch die umbaubedingte Schließung der Friederikentherme. Ohne kompensierende Hilfen vom Land Thüringen hätte es schlecht ausgesehen. So aber sind wir letztlich finanziell relativ gut durch das Jahr gekommen. Für die Aufstellung eines neuen Haushaltes werden wir aber erst einmal den Beschluss des Landeshaushaltes abwarten, ehe wir unseren städtischen Haushalt verabschieden. Momentan verschaffen sich die Stadträte gerade einen Überblick über die Möglichkeiten. Aber letztlich muss ich sagen, dass uns geplante Einnahmen in 2021 weggebrochen sind.

Bei all der angespannten und ungewöhnlichen Lage, welches waren die besonderen Höhepunkte des abgelaufenen Kalenderjahres?
Das war natürlich unsere Beteiligung an der BUGA 21 mit mehreren Aussenstandorten, auch in der kulturellen Ausstrahlung für unsere Stadt. Die Sanierung der Friederikentherme mit einem Gesamtvolumen von 16 Millionen Euro ist ein weiterer schöner Höhepunkt für die ganze Stadt. Zudem haben wir wieder viel in die Infrastruktur der Stadt investieren können.

Welche Ziele haben Sie sich als Bürgermeister für 2022 gesetzt?
Da sind die Arbeiten zur Dorferneuerung in den Ortsteilen zu nennen, die höchste Priorität haben. Weitere Investition sollen in die Infrastruktur der Stadt, wie Straßensanierungen oder die Regulierung des Laufes der Salza in der Neustädter Straße fließen und einiges mehr. Diese und weitere Maßnahmen werden in der nahen Zukunft dann Bestandteil der Haushaltsdebatten im Stadtrat sein, der letztlich entscheidet, was umgesetzt werden kann.

Und wie geht es mit der defekten Kirchturmspitze der Marktkirche weiter?
In diesem Punkt gibt es verschiedene Ansichten. Fakt ist, dass die Immobilie der Kirche gehört und diese deshalb für eine Sanierung zuständig ist. Aber selbstverständlich ist die Marktkirche eines der herausragenden Wahrzeichen der Stadt, weshalb wir uns als Kommune natürlich an den Kosten der Bauarbeiten beteiligen werden. Angedacht ist das Jahr 2023 für die konkrete Umsetzung und wir werden uns intensiv um Fördermittel bemühen und einen angemessenen Beitrag leisten. Wir arbeiten dabei eng und gut mit der Kirche und dem Pfarrer zusammen und alle sind sehr positiv gestimmt, das Problem zufriedenstellend lösen zu können.

Provisorische Sicherungsarbeiten am Kirchturm im Herbst (Foto: oas) Provisorische Sicherungsarbeiten am Kirchturm im Herbst (Foto: oas)

Seit Anfang des Jahres hat die Stadt Bad Langensalza eine Citymanagerin. Was erwarten Sie sich von dieser Planstelle?
Die Einstellung einer Citymanagerin hat mich schon lange umgetrieben. Ich hoffe, Frau Sandra Czerniak wird als Bindeglied zwischen Verwaltung, KTL und Gewerbeverein agieren, kann die Stadt noch intensiver öffentlichkeitswirksam präsentieren und sich zudem als Ansprechpartnerin für die Interessen der Bad Langensalzaer einsetzen.

Welche persönlichen Hoffnungen verknüpfen Sie mit dem neuen Jahr?
Ich wünsche mir, dass wir uns als Gesellschaft nicht weiter voneinander entfernen, dass wir nicht in Kategorieren wie „Geimpfte“ und „Ungeimpfte“ denken. Diese momentane Entwicklung stimmt mich sehr nachdenklich und ich bitte alle Bürgerinnen und Bürger, einer weiteren Spaltung unserer Gesellschaft entgegenzuwirken.

Seit mehreren Wochen gibt es auch in Bad Langensalza Aufmärsche, Spaziergänge, eine Standversammlung und Gegenveranstaltungen von verschiedenen Gruppierungen zum Umgang mit der Coronapandemie. Wie beurteilen Sie diese Situation?
Ich bin sehr froh, dass es bei uns keinerlei Gewalt in Zusammenhang mit den Protesten gegeben hat. Das ist auch ein Ergebnis der guten Arbeit unserer Versammlungsbehörde und aller Beteiligten. Es ist eines der Grundrechte der Bundesrepublik Deutschland, sich öffentlich versammeln zu dürfen. Das wollen wir gar nicht einschränken, aber wir appellieren an die Vernunft der Teilnehmer, dabei besonnen und friedlich zu bleiben und jegliche Gewalt oder Gewaltandrohung zu vermeiden.

Die uhz online bedankt sich für das Gespräch.
Olaf Schulze