Im Gespräch

Es hätte ein sehr gutes Jahr werden können

Dienstag
24.11.2020, 12:00 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
"Wir haben einen guten Start in dieses Jahr hingelegt", sagt der Vorstandschef der Kreissparkasse Nordhausen, Wolfgang Asche. Doch dann kam alles anders...

Wolfgang Asche beim Neujahrsempfang in diesem Jahr (Foto: nnz) Wolfgang Asche beim Neujahrsempfang in diesem Jahr (Foto: nnz)
Dieses "alles anders" hatte und hat einen Namen und hierließ in der Kreissparkasse tiefe Spuren: Corona. "Wie viele andere Unternehmen und Institutionen wurden wir als systemrelevant eingestuft und mussten immer öffnen und zum Beispiel mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unter anderem die Frage klären: wie wird mein Kind betreut?", erinnert sich Asche.

"Ich habe in meiner Karriere bei der Sparkasse viel erlebt, dazu gehören auch Dinge, die ich nie für möglich gehalten hätte: die Lehmann-Pleite und die damit verbundenen Finanzkrise, Null Zinsen, Negativ-Zinsen. Drei Monate Kurzarbeit. Mehr geht doch eigentlich nicht. Dachte ich".

Dieses winzige Virus hat die Welt der Kreissparkasse völlig durcheinander gewirbelt. Sitzungen eines Krisenstabes zweimal die Woche, ein total veränderter Geschäftsbetrieb, die Hälfte der Filialen geschlossen. "Und doch", so konstatiert Wolfgang Asche im Rückblick, "unser Geschäft hat nicht gelitten, die Kunden haben uns weiter vertraut".

Vertrauen basiert unter anderem auf Geben und Nehmen und die Kreissparkasse vertraut ihren Kunden, setzte Kreditraten aus und musste realisieren, dass sich das Nutzungsverhalten gravierend geändert hatte. Weniger Kunden in den Filialen werden auch aktuell registriert, dafür mehr Beratungen gesucht. Das bargeldlose Zahlen ging "durch die Decke", mehr als 50 Prozent der Sparkassenkunden realisieren aktuell ihre Bankgeschäfte online.

Und doch ist weiterhin der persönliche Kontakt notwendig. "Menschen müssen mit Menschen leben", beschreibt es der Sparkassenchef, dessen Vertrag bis zum 31. März 2022 verlängert wurde. Bestätigt wird die These, dass am Nordhäuser Kornmarkt Kreditzusagen über 130 Millionen Euro ausgesprochen wurden. "Das sind vor allem Häuslebauer, die uns als Finanzierungspartner an ihrer Seite haben wollen. Die Unternehmen halten sich zurück. So sind zum Beispiel Neuansiedlungen Fehlanzeige", sagt Asche.

Aber nicht nur im Kreditgeschäft geht die Jahreskurve nach oben, auch die Einlagen haben sich erhöht, um rund 85 Millionen Euro, Stand diese Woche. "Wir erwarten in den kommenden fünf Jahren keine Veränderungen im Zinsbereich, der Brexit scheint eingepreist zu sein und für das kommende Jahr rechnen nahezu alle Fachleute mit einem Wirtschaftswachstum, auch an der Börse. Da ist es nicht verwunderlich, dass mehr und mehr Kunden das Wertpapiersparen entdeckt haben."

Die Zahlen, die Ergebnisse, die steigenden Kurven - all das ist für Wolfgang Asche nur die eine Seite der Medaille. Er weiß genau, dass dies nur durch eine Mannschaft erreicht wird, die hinter ihrer Sparkasse steht und für die Kunden arbeitet. "Es ist schwer mit Worten auszudrücken, welchen Respekt ich und mein Vorstandskollege vor den Leistungen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben. Wir wollen das entsprechend materiell honorieren", kündigt Wolfgang Asche an und doch bleibt dabei ein Makel übrig, eine Spur, die auch hier das klitzekleine Virus immer noch hinterlässt: Die sozialen Kontakte, sie waren Asche immer wichtig. Sie sind auf ein Minimum eingefroren. Ob Belegschaftsversammlung, ob Seniorenweihnacht, die Ehrung der Jubilare oder einfach mal das herzliche Miteinander - abgesagt. Abgesagt auch der Neujahrsempfang oder die geplante PS-Los-Gala.

"Ich hoffe, dass wir alle durch die nächsten Monate kommen, dass wir diese Krise überstehen und gesund bleiben." Mehr muss im November des Jahres 2020 nicht gesagt werden.
Peter-Stefan Greiner