Feuerwehreinsatz in Hettstedt

Mann schläft neben Pfanne ein

Freitag
14.08.2020, 08:37 Uhr
Autor:
nis
veröffentlicht unter:
Feuerwehreinsatz in der Hettstedter Johannisstraße. In der Parterrewohnung der Hausnummer 35 piepst wie besessen ein Rauchmelder, die Feuerwehren aus Hettstedt, Altdorf und Walbeck sind vor Ort, Feuerwehrleute bahnen sich einen Weg durch eine verrauchte Wohnung und holen einen Mann dort heraus, der etwas vernebelt wirkt…

Der Mann wird von fürsorglichen Feuerwehrleuten ins Freie begleitet. Sie wickeln ihn in eine Thermodecke, lassen ihn sich auf die Stufe, die ins Haus führt, setzen und befragen ihn. Das gefällt ihm wohl nicht so recht, denn er will aufstehen und gehen. Die Feuerwehrmänner bitten ihn, sich zu setzen und auf den Arzt zu warten, der tatsächlich gerade erscheint. Die Leute vom Rettungsdienst nehmen den jungen Mann wenig später mit zum Rettungswagen.

Am schönen Haus, deren drei Eingänge noch an die Mansfelder Bergbau- und Hüttentradition erinnern, geht es vorbei zur Johannisstraße. Dort stehen neun Einsatzfahrzeuge – blau-grau, rot-gelb und vor allem rot. Jede der zu diesen Fahrzeugen gehörenden Personen ist hoch motiviert – wie anders dagegen das Bild des Jammers, das der Mann abgibt, der gerade zum Rettungswagen geführt wird: Nur mit Socken und einer Art überdimensionierter Unterhose bekleidet, die ihm ständig über das Gesäß zu rutschen droht, schleicht er voran.

Das Interesse der Hausbewohner an dem Ereignis ist groß. Viele stehen draußen und diskutieren. Da schwingt viel Unverständnis mit. Eine Bewohnerin sagt über den Mann, der zum Rettungswagen geht: „Das ist das dritte Mal dieses Jahr, dass wegen dem Alarm ausgelöst wurde. Einmal im Januar, das zweite Mal im März. Wenigstens passiert das heute nicht wieder mitten in der Nacht.“

Viele Leute befürchten, dass der Mieter der verqualmten Parterre-Außenwohnung eine Gefahr für sich selbst und für die Mitbewohner darstellt; er nehme manche ungesunde Dinge zu sich – nicht nur Alkohol. „Der müsste sofort in betreutes Wohnen“, meint eine Frau, die schon oft „seltsame Gerüche“ wahrgenommen habe, wenn Fenster der betreffenden Wohnung angekippt waren. Das, was am Donnerstagabend aus der Wohnung kam, war allerdings vor allem Brandgeruch, der von einer Bratpfanne kam. Ein Kamerad der Feuerwehr brachte sie nach draußen, wo sie einen bestialischen Gestank verbreitete, sobald der Deckel angehoben wurde. Drinnen schwamm Öl und etwas in grobe Viertel Geschnittenes – was noch nicht nach Kohlestückchen aussah, erinnerte an Kartoffeln.

Laut Nachbarn war der Hobbykoch am Herd eingeschlafen und erst durch den Rauchmelder geweckt worden. Da war sein Essen aber bereits verdorben und die Feuerwehr unterwegs.

Die Bewohnerin eines Nachbarhauses, Ingrid Mehwald, meinte: „Ich habe sechs Feuerwehrautos gezählt. Alle mit Frauen und Männern besetzt, die heute keinen ruhigen Feierabend hatten. Das machen sie alles ehrenamtlich. Weiß das überhaupt jemand zu schätzen?“ Ob dies der Verursacher des Alarms zu schätzen weiß, ist ungewiss. Aber seine Nachbarn bestimmt. Denn Schlimmeres konnte auch diesmal wieder verhindert werden, weil so viele Menschen Verantwortung zeigten – die aufmerksamen Mitbewohner, die Feuerwehrleute, Polizisten und Sanitäter.
Jochen Miche