Die aktuelle Lage im Landkreis

Wir haben noch keine Normalität erreicht

Dienstag
30.06.2020, 17:18 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
An den Schulen und Kindergärten des Landkreises ist wieder so etwas wie Alltag eingekehrt. Die teilweise Wiedereröffnung ging mit der Maßgabe einher, dass regelmäßige, freiwillige Corona-Tests angeboten werden sollten. Doch die lassen auf sich warten. Warum, das hat die nnz in Erfahrung gebracht...

Landrat Matthias Jendricke - Archivbild (Foto: agl) Landrat Matthias Jendricke - Archivbild (Foto: agl)

Es ist ruhig geworden um das Corona-Virus, zumindest im Landkreis Nordhausen. Lediglich 15 Personen befinden sich derzeit noch in Quarantäne, nur eine Person gilt weiterhin als akut erkrankt und der Krisenstab, der seit Beginn der Pandemie wöchentlich im Landratsamt zusammentrat, wurde heute in den „Stand-by-Modus“ versetzt.

Die Grundschulen haben ihren Betrieb wieder aufgenommen, weiterführende Einrichtungen sowie viele Kindergärten und -krippen arbeiten im eingeschränkten Regelbetrieb. Es herrscht wieder ein Stück weit Alltag. Die Entscheidung zur Wiederaufnahme ging im Freistaat mit der Ankündigung einher, dass es für Erzieher und Lehrpersonal die Möglichkeit geben sollte, regelmäßige und freiwillige Tests durchzuführen, auch bei Symptomfreiheit. Doch die lassen auf sich warten.

Grund dafür sei eine Reihe ungeklärter Fragen, teilt das Landratsamt auf Anfrage der nnz mit. Klare Vorgaben von Landesseite gebe es bisher nicht, die Lage sei „konfus“. Ob nun die Gesundheitsämter oder die Kassenärtzliche Vereinigung (KV) die Durchführung der Abstriche übernehmen, steht noch nicht einwandfrei fest. Damit einher geht die Frage nach der Kostenerstattung. Eine Regelung zur Kostenübernahme zwischen dem Land und der KV gibt es bereits, erläuterte Landrat Matthias Jendricke, dies gilt aber nur für die Kosten der Labortests. Andere Faktoren rund um Organisation, personelle Kapazitäten und Kosten wurden hingegen bisher nicht geklärt.

„Im Moment ist das nicht weiter schlimm. Die Infektionslage im Landkreis ist in den letzten Wochen stabil-niedrig und unsere Abläufe befinden sich nicht mehr im Krisenmodus. Aber wir müssen davon ausgehen das sich die Lage in der kalten Jahreszeit wieder ändert und eine Stufe weiterdenken. Der Kristenstab wird heute sicher nicht das letzte mal zusammengetreten sein.“, sagt Landrat Jendricke. „Wir bedauern dass es an den Schulen und Kindergärten noch keine symptomlosen Reihenunterusuchungen gibt. Für uns wären das hilfreiche Stichproben, die uns vor größeren Ausbreitungen warnen könnten aber vor Beginn des neuen Schuljahres ist damit im Moment nicht zu rechnen.“

Was nicht bedeutet, dass man vor Ort gar nicht mehr testen würde. Sowohl das Gesundheitsamt wie auch die KV sind weiterhin aktiv, heißt es aus dem Landratsamt. Die aktuelle Verordnungslage bringe es mit sich, dass in der Abstrichstelle der KV zur Zeit vermehrt Eltern mit jüngeren Kindern vorstellig werden. Zeigt der Nachwuchs Erkältungssymptome, beileibe keine Seltenheit in Kindertagesstätten, dürfen die Kleinen zur Zeit in den Einrichtungen nicht betreut werden und müssen sich erst einem Corona-Test unterziehen. Anders als zu Beginn der Pandemie sei es inzwischen auch möglich, bei leichten Symptomen über den Hausarzt einen Abstrichtermin zu bekommen. Im Frühjahr musste dazu noch der nachgewiesene Kontakt zu einer infizierten Person oder der Aufenthalt in einem Risikogebiet gegeben sein.

Personell wäre man wohl in der Lage, mehr Abstriche durchzuführen, über die Amtsärztin konnte für den Fall der Fälle pensionierte Ärzte und Pflegepersonal rekrutiert werden, die über das nötige Wissen verfügen um Abstriche sachgerecht durchzuführen. „Wahllose“ Massentests, also Abstriche für jedermann auch ohne Symptome, wird es, anders als in Bayern, im Freistaat Thüringen aber nicht geben. Dennoch müsse man auf Szenarien wie man sie jetzt im Kreis Gütersloh erlebt hat vorbereitet sein, erklärte Jendricke. Der logistische Aufwand, innerhalb kürzester Zeit tausende von Tests durchführen zu können sei enorm und nötige Respekt ab.

„Wir haben noch immer keine Normalität erreicht, aber wir sollten die Sommermonate nutzen, gerade auch für Aktivitäten, kleinere Veranstaltungen und Familienfeiern im Freien. Das Prinzip Vorsicht sollte aber nach wie vor gelten.“, so der Landrat weiter.

Im ÖPNV ist der Mund-Nasen-Schutz weiterhin Pflicht (Foto: Pressestelle Landratsamt Nordhausen) Im ÖPNV ist der Mund-Nasen-Schutz weiterhin Pflicht (Foto: Pressestelle Landratsamt Nordhausen)

Dass dieses Prinzip nicht mehr alle so beherzigen, haben in dieser Woche Kontrollen im ÖPNV, insbesondere im Schülerverkehr gezeigt, bei denen ein deutlicher Teil der Fahrgäste keine Mund-Nasen-Bedeckung getragen hat. „Gerade im öffentlichen Nahverkehr ist es weiterhin unerlässlich, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Denn damit können wir alle dazu beitragen, dass wir uns gegenseitig schützen und unsere Infektionszahlen so niedrig wie jetzt bleiben“, betont Jendricke. „Gerade in Bus und Bahn ist es nicht immer möglich, die Abstände zu allen Mitfahrern einzuhalten.“ Die Mund-Nasen-Bedeckung in Bus, Straßenbahn, Zügen, der HSB und auch im Taxi ist weiterhin vom Land Thüringen als Pflicht festgelegt.
Angelo Glashagel