IFA-Museum eröffnet Ausstellung

Als die Treuhand kam

Montag
29.06.2020, 14:59 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Wer an 30 Jahre politische Wende in der DDR, die Grenzöffnung und die Vereinigung 1990 erinnert, kommt an einem Thema nicht vorbei: die Treuhandanstalt. Das IFA-Museum Nordhausen und die Rosa-Luxemburg-Stiftung befassen sich ab kommenden Samstag mit der "Schocktherapie" und ihren Auswirkungen bis in die Gegenwart...

Altes IFA-Logo (Foto: Konrad Aust/wikimedia commons) Altes IFA-Logo (Foto: Konrad Aust/wikimedia commons)

Heute ist offensichtlich, dass deren marktwirtschaftliche «Schocktherapie» sich massiv bis in die Gegenwart auswirkt – wirtschaftlich-strukturell ebenso wie individuell-biografisch. Nach jahrelangem Schweigen der Betroffenen wächst zunehmend das Bedürfnis, die individuellen Nachwende-Erfahrungen mit der Treuhandpolitik auszutauschen.

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung lässt in einer Wanderausstellung Zeitzeugen und Zeitzeuginnen zu Wort kommen, deren Lebensgeschichten durch das Agieren der Treuhandanstalt unmittelbar beeinflusst wurden. Sie waren zur Wendezeit beispielsweise Schlosser auf der Neptunwerft Rostock, Kranführerin im Stahlwerk Riesa, Maurer im Chemiekombinat Buna oder Kumpel im Kaliwerk Bischofferode. Als lebensgroße Porträts treten sie den Besuchern und Besucherinnen in der Ausstellung buchstäblich auf Augenhöhe gegenüber und berichten von ihren Erfahrungen. Über einen QR-Code können kurze Sequenzen aus ihren Erzählungen angehört werden, in denen sich die damalige Stimmungslage auch heute noch widerspiegelt.

Dabei zeigt sich: Die hier geschilderten Erlebnisse und Empfindungen stehen beispielhaft für die Lebensgeschichten von Millionen Ostdeutscher, die durch Privatisierungen, Betriebsschließungen und Massenentlassungen – zeitweilig oder dauerhaft – an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden.

Besonders bitter für die Betroffenen war, dass die Treuhandanstalt auf individuelle Lebensleistungen, berufliche Qualifikationen und Kenntnisse aus 40 Jahren DDR ebenso wenig Rücksicht nahm, wie auf Emanzipationserfahrungen der Jahre 1989/90.

Der Verein IFA-Museum Nordhausen am Harz und die Rosa Luxemburg Stiftung zeigen in der Zeit vom
04 Juli bis zu 11 August die von Rohnstock-Biografien entwickelte Ausstellung. Ergänzend wird auch die Geschichte der Motorenwerke dargestellt. 

Parallel erscheint ein Begleitbuch mit den Geschichten der Zeitzeugen und Zeitzeuginnen, dass in der Ausstellung kostenfrei erhältlich ist. Eröffnet wird die Ausstellung am 04. Juli um 13 Uhr durch den Ministerpräsidenten des Freistaates Thüringen, Bodo Ramelow.  Bei schönem Wetter im Freien vor dem Museum, ansonsten unter Beachtung der Hygieneregel in der Ausstellung. Im Anschluß ist Gelegenheit für Gespräche und eine Tasse Kaffee. 

Zudem werden Zeitzeugen aus der Region die Eröffnung begleiten. Das IFA-Museum Nordhausen ist außer Sonntag und Montag, täglich von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Eintritt 5,00 Euro. Am 04.07. ist der Eintritt ab 12 Uhr kostenlos.