Wie geht es weiter mit der "Hoffnung"

Der Heilsbringer von Werther ist abgetaucht

Mittwoch
23.08.2017, 21:00 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Können Sie sich noch erinnern? Es war im Februar dieses Jahres. Da erschien in Werther bei Nordhausen ein Mann, der sich um das Hotel Zur Hoffnung "kümmern" wollte. Was keiner damals ahnte - Marcus W. wurde zu diesem Zeitpunkt schon eine Einladung zum "Besuch" einer Justizvollzugsanstalt zugeschickt...

War es das für die Hoffnung? (Foto: nnz) War es das für die Hoffnung? (Foto: nnz)

Große Hoffnungen legte die Werthersche Region in den Self-Made-Man, der in Werther alles umkrempeln wollte. Der bei seinem ersten Termin mit der nnz siegessicher mit einem Kaufvertrag herumwedelte und sich als Besitzer des Hotels wähnte.

In einem nahezu atemberaubenden Tempo bereiste er in Nordhausen die Berufsfeuerwehr und andere Brandschutzexperten, sprach bei Notaren und Banken vor und inserierte Stellenangebote für Hotel und Restaurant an der ehemaligen B 80 und überzeugte selbst den Bürgermeister der Einheitsgemeinde. Um noch einen draufzusetzen, empfahl sich Marcus W. als Investor und/oder Planer für den erhofften Autohof.

Dann, nur vier Wochen später, wurde es ruhiger. Marcus W. verschwand ebenso schnell wie er kam. Kontakte über Mail, oder andere Kanäle schlugen fehl. Was war also passiert? Die Antwort ist einfach.

Seit Februar dieses Jahres sitzt Marcus W. in einer Justizvollzugsanstalt in Nordrhein Westfalen ein. Dort verbüßt er eine dreijährige Haftstrafe, zu der ihn das Amtsgericht Aachen bereits im Mai 2012 wegen "Betrugs in besonders schweren Fall" verurteil hatte. Marcus W. legte Berufung ein, strebte eine Revision an, die jedoch nnz-Recherchen zufolge vom Oberlandesgericht abgewiesen wurde. Und so wurde das Urteil aus dem Jahr 2012 im November vergangenen Jahres rechtskräftig, wie der Sprecher des Aachener Amtsgerichts der nnz bestätigte.

JVA Aachen (Foto: Dirk Möbius - Selbst fotografiert, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27762479) JVA Aachen (Foto: Dirk Möbius - Selbst fotografiert, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27762479)

Wieder vergingen danach einige Monate, die Marcus W. nutzte, um sich bis zu seinem Haftantritt nach einer neuen Investition umzusehen. Die Suche führte ihn nach Werther, wo er... na ja, das kennen wir nun.

Das Verfahren vor dem Amtsgericht ist nicht das einzige, dem sich Marcus W. stellen muss. Im August 2012 verurteilte ihn das Landgericht Aachen zur Zahlung von fast 190.000 Euro an ein Ehepaar in der Nähe von Aachen, das sich W. anvertraut hatte und sich von ihm, genauer gesagt, von seiner Firma MWE-GmbH ein Haus bauen lassen wollte. Das Ehepaar zahlte doch die Leistungen blieben aus, wie das Gericht feststellte. Ach ja: Über das Vermögen der MWE-GmbH wurde im März 2015 ein Insolvenzverfahren eröffnet. Der Grund: Zahlungsunfähigkeit.

Und so endet nun eine einst hoffnungsvolle Geschichte hinter Gittern und viel "verbrannter Erde" in Werther bei Nordhausen. Die Frage bleibt: Gibt es noch eine Hoffnung für die "Hoffnung"? Sie gibt es, denn sowohl der Gaststätten- als auch der Hotelbetrieb gehen unvermindert weiter und die nächsten Neuigkeiten wird es noch vor dem Winter geben.
Peter-Stefan Greiner