Theater im öffentlichen Raum

Mittelinselurlaub

Mittwoch
16.08.2017, 16:00 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Wenn die Sonne diesen Sommer schon mal scheint, dann muss man das nutzen! Diesen Eindruck zumindest hinterließ eine kleine Kunstaktion heute vor der Marktpassage. Schülerinnen und Schüler der Regelschule Hainleite übten sich hier und am Bahnhof in Performance-Kunst. Der Unterricht im freien hat praktische und ideele Beweggründe...

Performance Kunst an der Nordhäuser Marktpassage (Foto: Angelo Glashagel) Performance Kunst an der Nordhäuser Marktpassage (Foto: Angelo Glashagel)


Klappstuhl rausgeholt und den Sonnenschein genießen, da kommen auch schon die Freundinnen und haben Musik, Decke, Sonnencreme und Verpflegung mit dabei. Sommerurlaub auf dem Pflasterstein.

An der Verkehrsinsel vor der Marktpassage hatten die Schülerinnen und Schüler der Regelschule Hainleite ihre kleine Performance von kaum zwei Minuten Dauer mit dem Wortspiel "Verkehrs-Insel" aufführen wollen. Aus Sicht der Darsteller war der gewählte Ort sicher folgerichtig und bot viel Laufpublikum, aus praktischen Gründen aber dann doch eher untauglich, die Mittelinsel des knapp bemessenen Kreisels wird gerade von größeren Fahrzeugen genutzt, also verlegte man sich kurzerhand auf den Eingangsbereich vor der Passage. Aktion geglückt, wenn auch anders als geplant.

Performance Kunst sei immer auch Störung, erklärte Lehrer Steffen Adams, der den Darstellen und Gestalten (DG) Kurs der Regelschule Hainleite leitet und die Performance Aktion zusammen mit Steffi Böttcher vom jungen Zirkus Zappelini betreute. "Störung" sei dabei nicht unbedingt mit Provokation gleichzusetzen, es gehe eher darum den alltäglichen Ablauf der Dinge für die Mitmenschen hier und da etwas abzuändern und sich mit seiner Umgebung auseinanderzusetzen.

Zuvor war man etwa am Bahnhof gewesen und hatte mit unterschiedlichem Tempo und Kadenz aktuelle Schlagzeilen vorgetragen. Auch das dauerte nur wenige Minuten, dann war der Spuk vorüber.

Steffen Adam: Darstellen und Gestalten fördert Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl (Foto: Angelo Glashagel) Steffen Adam: Darstellen und Gestalten fördert Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl (Foto: Angelo Glashagel)


Organisiert hatte man das ganze im Rahmen des Wahlpflichtfaches "Darstellen und Gestalten". Man beschäftige sich hier mit verschiedenen Kunstformen, über darstellende Künste wie man sie aus Theater, Film und Fernsehen kennt, dem musischen Bereich und der bildenden Kunst, erläuterte Lehrer Steffen Adam. Dabei werde auch versucht das "Schubladendenken" der in der Schule klar voneinander abgegrenzten Fächer abzulegen und die Teilbereiche durch ein übergreifendes Thema zu verbinden.

"Es ist eine gute Möglichkeit sich mit sich Selbst und der weiteren Welt auseinanderzusetzen", erklärte Adam, diese gerade für Heranwachsende wichtige Selbsterfahrung fange schon bei der Wahrnehmung des eigenen Körpers an, etwa in der Bewegung. Hinzu kämen außerdem Selbstbewusstsein und auch Selbstwertgefühl. "Ich muss mein von mir geschaffenes Werk präsentieren und auch begründen können", sagte der Lehrer, man arbeite sehr Teamorientiert und, wie heute, auch Praxisnah und außerhalb der gewohnten schulischen Umgebung. Dafür brauche es untereinander auch Vertrauen und Zuverlässigkeit.

Morgen ist man noch einmal in Nordhausen unterwegs. Dann soll es um "Baum-Pflege" gehen. Wer also ein paar junge Leute sieht die einem Baum gut zusprechen, nicht wundern, das ist Kunst. Mit Kunst der etwas anderen Art geht es ab dem 2. September auch im blauen Zappelini Zelt weiter. "Elias Elastisch" tritt dann mit einer brutal-komischen Pantomime Show auf, was durchaus wörtlich genommen werden sollte, Einlass ist erst ab 16 Jahren.
Angelo Glashagel