Dörmann: "Wir bauen für die Zukunft"

In Bleicherode bewegt sich was. Die kleine Stadt kämpft zwar auch heute noch mit den Folgen des Niedergangs nach der Einheit, aber man kann zunehmend Erfolge verzeichnen. Die Farbe kehrt zurück in die Stadt und auch aus mancher Altlast kann neues entstehen. Jüngstes Beispiel ist der "Bleichpark" und dem dazugehörigen Wohnkomplex in der Freiheitsstraße...



Wo heute hübsch arrangierte Blumenbeete prangen und ein kleines Wasserspiel dem Ambiente das gewisse Etwas verleiht, da stand vor knapp zwei Jahren noch ein von der Zeit zernagter, alter Plattenbau. Über die Außenwand zogen sich da schon deutliche Risse, erinnerte sich gestern Landrat Matthias Jendricke in der Freiheitsstraße in Bleicherode.

Anno 2015, als man im Landkreis händeringend nach Wohnraum für die wöchentlich eintreffenden Busse mit Flüchtlingen Ausschau hielt, da trat die Wohnungsbaugenossenschaft Südharz an das Landratsamt mit der Bitte heran, dieses Gebäude abzureißen. Das Haus war nicht mehr zu nutzen, auch nicht in der damaligen Situation, das erkannte man nach einer vor Ort Begehung auch im Landratsamt. Man habe damals überall offene Ohren gefunden, sagte WBG-Vorstand Sven Dörmann gestern anlässlich der offiziellen Eröffnung des "Bleichparks", und schließlich fanden sich sogar Fördermittel für den Rückbau.



Es ist bei weitem nicht das erste Mal, dass die WBG in Bleicherode ein Zeichen setzt. Seit man 2005 die Südharzer Genossenschaft mit dem alten Bleicheröder Pendant zusammenbrachte, wurden von der WBG rund 10 Millionen Euro in die Bausubstanz Bleicherodes investiert. Insgesamt 700 Wohneinheiten betreut man im alten Kalistädtchen. Noch muss man wohl sagen, die Bevölkerungszahlen sind in Bleicherode nach wie vor rückläufig. Dennoch werde man weiter investieren, sagte Sven Dörmann, "wir bauen für die Zukunft und wollen ein lebenswertes Bleicherode erhalten, auch wenn es einmal weniger Wohnungen werden sollten". Der Bleichpark als kleines Highlight im Herzen der Stadt solle auch ein Stück weit Inspiration für andere Bauherren und Eigentümer sein.

Dass sich der neue Park Strahlkraft in Richtung Altstadt entwickelt hofft auch Bleicherodes Bürgermeister Frank Rostek. 2005 habe man noch erheblich zuzulegen gehabt in Sachen Wohnraumsanierung. Auch heute gebe es noch viel zu tun, gerade in der Altstadt manches "dicke Brett" zu bohren. "Aber Bleicherode entwickelt sich und das freut uns als Bleicheröder sehr. So schön wie es geworden ist hätte ich es mir nicht vorstellen können.", sagte Rostek.



Infrastrukturministerin Birgit Keller, deren Haus den Rückbau unterstützt hatte, ließ den Blick etwas weiter schweifen. Der Park mit den angrenzenden, frisch sanierten und barrierefrei gestalteten Wohnbauten stehe stellvertretend für viele Projekte im ganzen Land, die man angehen müsse. Über die Jahre seien rund 3,2 Milliarden Euro in die Städte geflossen und man könne sehen wo es geblieben sei, meinte Ministerin Keller, nach 20 Jahren müsse man sich aber auch auf die nächste Sanierungswelle im mehrgeschossigen Wohnungsbau einstellen.

Sven Dörmann dankte neben Landrat und Ministerin auch der Vertreterversammlung und dem Aufsichtsrat der Genossenschaft, welche die Vision unterstützt hätten. "Die WBG Südharz hat in Bleicherode eine positive Entwicklungsstimmung geschürt", erklärte Dörmann, "unsere Botschaft ist klar: Bleicherode hat Zukunft!"
Angelo Glashagel