„Unangenehme, der Gesundheit nachtheilige Gerüche“, verursacht von den „Ausflüssen aus Höfen und Werkstätten“ bei gleichzeitig rasant wachsender Stadtbevölkerung – so sind in einem Sonderheft der Mühlhäuser Beiträge zur Geschichte der städtischen Wasserversorgung die Umstände in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Mühlhausen beschrieben...
Weil außer „unangenehmen Gerüchen“ vor allem Epidemien wie Cholera und Typhus Folge der Verunreinigungen der Brunnen und damit des Wassers waren, trieben die Stadtväter ab 1883 die Pläne für eine Trinkwasserversorgung voran. 1892 begannen die Bauarbeiten. Vier Jahre später wurde das erste Wasser an die Stadt abgegeben. Bereits im Jahr 1889 hatten die Bauarbeiten des städtischen Kanalnetzes begonnen. Die zentrale Kläranlage der Stadt Mühlhausen wurde 1892 in Betrieb genommen.
Das 125-jährige Jubiläum nehmen die Nachfahren der Erbauer nun zum Anlass, um diese für die Stadt bedeutende Entwicklung in den Blick zu nehmen – kaum eine Stadt in Deutschland kann auf eine längere Historie der Wasserwirtschaft zurückblicken. Dazu laden der Zweckverband Trinkwasserversorgung Mühlhausen und Unstruttal und der Zweckverband Abwasserentsorgung Mühlhausen und Umland am Freitag, dem 9. Juni 2017, zu einem Tag der offenen Tür ein.
In der Zeit von 10 bis 16 Uhr können das Mühlhäuser Wasserwerk am Schneidemühlenweg und die Kläranlage in Görmar besichtigt werden. Zuletzt war das anlässlich des 115. Jubiläums vor zehn Jahren möglich. Die Mitarbeiter stehen Rede und Antwort, zudem liegt Informationsmaterial bei der Kläranlage bereit. Neben den technischen Anlagen kann auch das 2007 eröffnete Museum mit Exponaten rund um die Regionalgeschichte der Abwassertechnik in der Kläranlage Mühlhausen besichtigt werden. Interessante Einblicke verspricht dabei insbesondere die Sammlung von Fundstücken aus dem Kanalgut, die in außergewöhnlicher Form das städtische Leben widerspiegelt.
Das Jubiläum und der Tag der offenen Tür bietet aber nicht nur interessante Einblicke in die Historie und den aktuellen Stand der Technik, sondern auch in die meist eher wenig beachtete Selbstverständlichkeit des ständig verfügbaren fließenden Wassers. Wo genau das Mühlhäuser Trinkwasser herkommt und dass als „hartes“ Wasser besonders so reich an Mineralien ist, kann dabei ebenso erfahren werden, wie die Tatsache, dass es zu den preiswertesten in ganz Thüringen und sogar Deutschland zählt.