Thüringer HC

Der entscheidende Schritt nach Europa

Donnerstag
25.04.2024, 21:01 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Der Thüringer HC liegt mit einem Spiel weniger auf Rang vier. Der würde am Ende für die EHF European League reichen. Doch so knapp will man es nicht machen, wenn man am Samstag in der Salza-Halle auf den VfL Oldenburg trifft...

Schon drei Tage später wird in Metzingen um 19:30 Uhr die verlegte Partie vom 13. Spieltag der Hinrunde nachgeholt. Das sind zwei ganz wichtige Spiele, sollten da vier Punkte rausspringen, wäre der Weg nach Europa so gut wie frei.

Rückblick: Der Sieg in Buxtehude, so knapp er am Ende eigentlich war, ist Gold wert. So sieht es auch Herbert Müller; weil sein Team nach so vielen englischen Wochen “nun auch in der letzten dieser kräftezehrenden Wochen so langsam am Stock daherkommt”. In Buxtehude zu gewinnen ist für jeden Gegner schwer, da macht der THC keine Ausnahme. Es war gut zu sehen, dass es ohne Annika Lott, die wir nun seit Wochen schon sehr vermissen und ohne die einzige Linkshänderin Jennifer Rode gelungen ist, den Sieg zu erzwingen. Einmal mehr sprang der Mannschaft unsere 42-jährige Spielertrainerin vom THC II, Lydia Jakubisova, zu Hilfe. In ihrem 344! Pflichtspiel für den THC.

Mit Johanna Reichert übernahm die Jüngste im THC-Team zum wiederholten Male gegen “Buxte” Verantwortung. Als beste Werferin mit neun Toren in dem Spiel und nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Annika Lott ist sie jetzt mit 149 Pflichtspieltoren die beste Werferin in dieser Saison. Doch zuallererst gewinnt man solche Spiele über das Team, über die Moral, den Einsatz einer Jeden für die gemeinsame Sache, egal wohin es für einzelne Spielerinnen nach der Saison geht. Bis zum Ende dieser Spielzeit sind sie jedenfalls Teil dieser THC-Familie und haben alles für das gemeinsame Ziel zu geben. Und das heißt: Platz zwei hinter Bietigheim zu erreichen! Daran hat sich nichts geändert und es ist immer noch möglich. Der Chef sieht den “Druck auf unserer Seite" sowohl im Revanchespiel gegen Oldenburg, deren Performance er lobt und seine Anerkennung ausspricht. Er schätzt, was sein Kollege Nils Bötel gerade an Geschlossenheit, taktischer Finesse auf die Platte bringt und sieht im VfL “die Mannschaft der Stunde”.

Warum der Abstand des THC zu Bietigheim nicht kleiner geworden ist; im Vorjahr waren es sechs, derzeit sind es sieben Punkte, dafür gibt es viele Gründe. Einer fällt dabei besonders ins Auge. Aus dem Bietigheimer Kader fahren mit neun Spielerinnen gleich mehr als eine "Sieben" im Sommer nach Paris. Neun Spielerinnen, die dabei sind, wenn die besten Mannschaften der Welt um die Olympiamedaillen kämpfen. Die deutschen Nationalspielerinnen sind dabei wohl nur Außenseiter, dennoch ist die Teilnahme nach 16 Jahren Abstinenz ein Erfolg.

Zum Spiel: “Die Liga ist gerade absolut spannend”, sagt Herbert Müller. Hinter dem Spitzenreiter und designierten Meister SG BBM Bietigheim wird es noch einmal eng im Kampf um die Medaillen und die weiteren drei Plätze für die EHF European League. Ein Platz ist an den Pokalsieger TuS Metzingen schon vergeben.

Von Dortmund über Bensheim/Auerbach, dem THC bis zu Blomberg-Lippe sind es nur vier Punkte und alle Mannschaften spielen noch irgendwie gegeneinander. Entschieden ist da noch nichts. So reist an diesem Samstag der BVB nach Bietigheim und Metzingen empfängt die HSG Blomberg-Lippe. Da hat nur Bensheim/Auerbach beim Neuling Solingen/Gräfrath ein Pflichtspiel und ansatzweise eine leichte Aufgabe. Aber Bensheim/Auerbach muss noch nach Metzingen und empfängt im Heimspiel noch Dortmund. Nicht nur das Restprogramm des THC hat es in sich. Da kommt es zunächst auf die beiden nächsten Spiele an, die werden schwer genug. Gegen Oldenburg geht es nur um den Sieg und um die Revanche für die beim Haushahn FINAL4 erlittene Niederlage im Spiel um Platz drei. In Metzingen wird es noch einmal schwerer. Für den Pokalsieger geht es um nichts mehr, außer um einen Sieg gegen den THC, das allein wird sie motivieren.
Danach trifft der THC auf die Vipers aus Bad Wildungen, empfängt in der Salza-Halle die HSG Blomberg-Lippe zu einem vorentscheidenden Match und nach einem Auswärtsspiel beim Aufsteiger Solingen-Gräfrath, der immer noch seine Chance für den Klassenerhalt nutzen will, gibt es abschließend das Heimspiel gegen den Pokalsieger TuS Metzingen. Alles ist noch drin, aber es wird nicht leicht. Doch wie sagt Herbert Müller motivierend: “Leicht kann jeder!"

Von den letzten fünf Pflichtspielen hat Oldenburg vier gewonnen, darunter das Spiel um die Bronzemedaille im Haushahn-Final4 in Stuttgart mit 34:30 gegen den Thüringer HC. Der Auswärtssieg am 18. Spieltag mit 31:29 bei der HSG Blomberg-Lippe und das klare 31:20 gegen Bayer 04 Leverkusen am letzten Wochenende stehen für die derzeitige Stärke der Oldenburgerinnen. Überhaupt ist Qualität ein Erkennungszeichen des VfL. Die Rückraum-Linke Toni-Luisa Reinemann führt mit 143 Toren die Liste der besten Werferinnen der Bundesliga an, Schlüsselspielerin und Spielmacherin Merle Carstensen folgt ihr mit 94 Treffern auf Rang 14. Beim Zuschauerzuspruch liegt der VfL mit durchschnittlich 1.650 Zuschauern pro Heimspiel deutlich vor dem Thüringer HC (1.211) auf Rang eins. Mit 172 Paraden rangiert Torhüterin Madita Kohorst im Spitzenfeld der besten Torhüterinnen der Liga. Oldenburg hat im Vorjahr mit Rang vier eine sensationelle Saison abgeschlossen.

Aktuell auf Rang sechs liegt man bei 23:19 Punkten auf Augenhöhe mit Metzingen und führt das Mittelfeld an, mit schon deutlichem Abstand zu Bayer 04 Leverkusen und dem Buxtehuder SV. Im Nordderby hat sich Oldenburg klar gegen Buxtehude behauptet. Bezeichnend für die Erfolgsgeschichte des VfL sind Teamgeist, Fangemeinde, erfolgreiches Management und ein fleißiges Trainerteam. Die aus der eigenen Jugend stammende Toni-Luisa Reinemann avancierte zum Superstar, zur Topscorerin und wurde in dieser Saison Jungnationalspielerin. Ihre Gefährlichkeit aus dem Rückraum musste im Hinspiel der THC zur Kenntnis nehmen. Mit der Rückkehr von Marie Steffen, die in der Hinrunde eine Pause für ein Auslandssemester eingelegt hatte, hat der VfL noch einmal deutlich an Qualität zugelegt. Oldenburg ist eine junge Mannschaft, die Tempohandball liebt. Die Mannschaft hat das Zeug, jeden Gegner in der Liga zu ärgern und zu besiegen. Den Thüringer HC erwartet nach dem 32:28 Auftaktsieg nach der Nationalmannschaftspause in Buxtehude nun im Heimspiel eine ebenso schwere Prüfung. Der VfL ist noch einen Tick stärker einzuschätzen.

Zum Kader: Noch ist die Rückkehr von Annika Lott sehr ungewiss. Niemand kann derzeit sagen, ob sie überhaupt in der Endphase der Saison zum Team zurückfindet. Die Verletzung von Jennifer Rode im Dortmund-Spiel ist offenbar schwerwiegend. Es besteht der Verdacht auf Bandscheibenvorfall. Da muss mal wieder die “Geheimwaffe” des THC einspringen - “Nemo” - Lydia Jakubisova mit ihrer Erfahrung und ihrem linken Wurfarm.

An dieser Stelle ein Glückwunsch an Sie und ihre THC-Zweite. Die jüngste Mannschaft in der 3. Liga spielte eine überragende Rückrunde, avancierte zum Spitzenteam und gewann am Ende der Saison verdient die Bronzemedaille.
HaJo Steinbach