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Bloß Blues?!

Dienstag
27.09.2016, 19:45 Uhr
Autor:
khh
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Beim Konzert von THE LEWIS HAMILTON BAND aus Schottland am 23. September in der Eingangshalle des Panorama Museums war auch Fred Böhme dabei...

Am 23. September war es nun endlich soweit, THE LEWIS HAMILTON BAND aus Schottland wollten ihr ausgefallenes Februar-Konzert nachholen. Gegen 17:00 Uhr riefen sie von unterwegs an, dass sie sich verspäten würden, denn Baustellen und dichter Verkehr machen eine Fahrt von Belgien nach Bad Frankenhausen an einem Freitagnachmittag schnell zur Zitterpartie.

Bloß Blues?! (Foto: Olaf Telle) Bloß Blues?! (Foto: Olaf Telle)

Foto Rechteinhaber: Olaf Telle
Als die Musiker gegen 19:00 Uhr endlich vor dem Panorama Museum anlangten, begann sich die Eingangshalle bereits mit Besuchern zu füllen. Schon der Vorverkauf verlief mit insgesamt 92 verkauften Eintrittskarten sensationell. Während die Musiker ihre Instrumente auspackten, aufbauten und den Soundcheck machten, füllte sich die Eingangshalle weiter mit erwartungsfrohen Konzertgästen. Letztlich kamen 180 Besucher, was für diese Konzertreihe im Panorama Museum einen Rekord darstellte.

Anfänglich gaben sich die Musiker - bereits durch zahlreiche Konzerte gestählt - unbeeindruckt von dieser großen Besucherzahl. Bei etwa 200 Konzerten im Jahr, sind sie sicher einiges gewohnt. Am Ende meinten sie jedoch, dass es das bisher schönste Konzert ihrer diesjährigen Tournee auf dem europäischen Festland gewesen sei.

Sie betraten die Bühne, Gitarrist, Sänger und Frontmann der Band Lewis Hamilton begrüßte das zahlreiche Publikum und eröffnete den Anwesenden, dass sie ihnen etwas Blues präsentieren wollen. An seiner Seite am Bass Vater Nick Hamilton und am Schlagzeug Ben O´Reilly. Schon beim ersten Stück, einem geradeaus gespieltem mittelschnellem Blues, überzeugte Lewis Hamilton durch fingerflinkes Saitenspiel und kräftigem Gesang. Das Schlagzeug und der Bass lieferten das schnörkellose Rhythmusfundament, auf dem Lewis seine Soloeskapaden zelebrieren konnte. Damit war schon beim ersten Stück die Rollenverteilung klar.

Unüberhörbar hatte der junge, gerade einmal 23jährige Frontmann, der bereits mit 19 Jahren seine in England mit dem „Jazz- und Blues“-Award prämierte Debüt-CD veröffentlicht hatte, schon eine ganze Menge Gitarrenstile verinnerlicht, wobei ihn vor allem die Saiten-Heroen wie Steve Ray Vaughan, Freddy King bis hin zu Joe Bonamassa inspiriert hatten. Die Band präsentierte überwiegend Eigenkompositionen von ihren aktuellen CDs „Ghost Train“ und „Shipwrecked“, wobei hier die Koordinaten eher auf Boogie, Rock und Blues-Rock stehen. Bei ihrem Konzert führten sie auch Fremdkompositionen auf wie das eigenwillig interpretierte „All along the watch tower“ von Bob Dylan, dem Jimi Hendrix zur Berühmtheit verhalf oder Stücke von Johnny Cash und Freddy King.

Im dritten Stück des Abends, einem Slow Blues, nahm Lewis das Tempo heraus und gönnte sich schöne, perlende Gitarrenläufe, die entfernt an das „singende“ Gitarrenspiel B.B. Kings erinnerten, wenn auch sein kräftiger Gesang hier eher eindimensionaler geriet. Aber gerade in diesem Stück bot sich ihm Gelegenheit und Raum jenseits der Fingerakrobatik kleinere, sehr leise Klangkaskaden zu erzeugen, die eher der augenblicklichen Spielfreude als dem routiniert erprobten Spiel entsprangen und atemlose Stille beim Publikum erzeugten.

Solche Momente machten sein jugendliches Alter vergessen. Unüberhörbar war auch die Spielerfahrung dieser Musiker, als sie das Publikum bei einer alten Gospel-Nummer aus den 30ern zum Mitsingen animierten. Mit viel Jubel und Beifall beendet Lewis den Abend solistisch auf der Bühne, in dem er eine schöne Neuinterpretation von Leonard Cohens Klassiker „Hallelujah“ präsentierte. Die Lewis Hamilton Band bot ein schönes, abwechslungsreiches Konzert und zeigte dem Publikum ein erstaunliches Gitarren-Ausnahmetalent am Anfang seiner Karriere.

Fred Böhme
Fotos Bildergalerie Fred Böhme