Lichtblick zum Wochenende

Ist das denn erlaubt?

Freitag
24.06.2022, 09:00 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Man zeigt nicht mit nacktem Finger auf angezogene Leute. Den Ausspruch kannte Pfarrerin Inge Theilemann nicht, weiß aber wohl, dass man nicht mit Fingern auf Menschen zeigen darf. In der Bibel gibt es ein berühmtes Beispiel zur Problematik...

Das zu tun ist unhöflich, man stellt den Anderen bloß.
„Schau mal, der hat sein T-Shirt verkehrt an“, das ist ja noch harmlos - und doch treibt es demjenigen die Schamesröte ins Gesicht.

Wie ist es aber, wenn ich bemerke, dass jemand im Gewühle, zum Beispiel beim Stadtfest, einem unaufmerksamen Zeitgenossen die Brieftasche aus der offenen Handtasche entwendet? Keine Frage, dann rufe ich laut: „haltet den Dieb“ und strecke meinen Zeigefinger so weit wie möglich aus.

Ein Mann aber, namens Johannes ist in die Geschichte eingegangen, weil er nicht aufgehört hat, den Zeigefinger auszustrecken und auf einen Anderen zu zeigen. Das war sein Auftrag, dazu wurde er geboren.
Und es war sein Auftrag (und das war bedeutend schwieriger), die Menschen auf die Ankunft des Anderen vorzubereiten, indem er die Menschen mit ihren Fehlern konfrontiert hat. Das führte dazu, dass man Johannes im wahrsten Sinne des Wortes um einen Kopf kürzer gemacht hat. Der Grund für die Gefangennahme durch den König Herodes war nach den Evangelien, dass Johannes den König dafür kritisiert hatte, dass dieser die Frau seines Bruders geheiratet hatte.
Dem Johannes ist ein christlicher Feiertag gewidmet, der 24. Juni, sein Geburtstag. Sechs Monate vor dem Christfest. Herzlichen Glückwunsch allen, die Johanna, Johannes, Hannes, Johann, Hanno oder Hans heißen. Am 24. Juni ist euer Namenstag.

Dabei hat Johannes das gemacht, was man nicht machen soll: auf jemanden mit dem Finger zeigen. Zumindest ist er in der christlichen Kunst oft so dargestellt worden, mit ausgestrecktem Finger.
Prominentes Beispiel: Der Finger des Johannes auf dem Isenheimer Altar von Matthias Grünewald. Da ist der Finger des Johannes beinahe so lang wie sein ganzes Gesicht. Und mit diesem überdimensionalen Finger zeigt Johannes auf den Gekreuzigten. Das ist der Grund, weshalb er auf diesem Altar unter dem Kreuz steht.
Johannes ist der Vorläufer Jesu, der seine Aufgabe darin sah, ihm den Weg vorzubereiten, indem er die Menschen mit der Wahrheit über ihr Leben konfrontiert hat und nichts beschönigt hat. Im Johannesevangelium wird seine Aufgabe so ausgedrückt: er, also Jesus, muss wachsen, ich aber muss abnehmen.

Also, seht hin! Auf den, der allen zuruft: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Und, wer ist das nicht? Wer braucht keine Erfrischung, Ermutigung, Trost, Anteilnahme? Und das nicht nur zur Sommerzeit!

Also, hört hin! Auf die Worte der Bibel! Geht hin! Dorthin, wo die Nachfolger von Jesus Christus sind! Hört die Botschaft von Gottes Liebe! Sechs Monate haben wir noch! Dann sind wir auf Weihnachten bestens vorbereitet!
Pfarrerin Inge Theilemann, Großenehrich