IHK-Freizeitbarometer Sachsen-Anhalt 2021:

Freizeitbranche leidet massiv unter Corona-Einbrüchen

Mittwoch
24.11.2021, 13:58 Uhr
Autor:
nis
veröffentlicht unter:
Pandemie und Eindämmung treffen die sachsen-anhaltische Freizeitwirtschaft weiterhin hart: In einer aktuellen Umfrage der Industrie- und Handelskammern (IHKn) Halle-Dessau und Magdeburg sagen 43 Prozent der Betriebe dieser Branche, dass sie 2021 mit einem – weiteren – coronabedingten Besucherrückgang rechnen...

Denn schon 2020 war nach ihren Angaben die Besucherzahl verglichen mit dem Vorkrisenjahr 2019 um fast die Hälfte (48 Prozent) auf knapp sechs Millionen Gäste eingebrochen. Für das Freizeitbarometer Sachsen-Anhalt hat die IHK-Landesarbeits­gemeinschaft (LAG) zwischen August und Oktober dieses Jahres 650 touristische Einrichtungen im Land befragt, 281 haben geantwortet. Massive Rückgänge mussten demnach Freizeit­attraktionen (minus 85 Prozent) sowie die Theater und Bühnen (minus 71 Prozent) verkraften. Auf das laufende Jahr blickt die Branche eher pessimistisch: Der Saldo aus positiven und negativen Erwartungen liegt bei minus 19 Punkten und stellt damit den niedrigsten Wert seit dem ersten Freizeitbarometer 2017 dar.

„Die Freizeitwirtschaft hat neben Gastronomie und Hotellerie die höchsten Einschnitte hinnehmen müssen. Neun von zehn Befragten waren von staatlich angeordneten Schließungen zu langem Stillstand gezwungen. Die positive Entwicklung der vergangenen fünf Jahre ist damit abrupt gestoppt. Knapp ein Viertel der Einrichtungen musste geplante Investitionen streichen oder verschieben“, bemerkt Antje Bauer, Geschäftsführerin der IHK Halle-Dessau.

Staatliche Corona-Hilfen haben laut Umfrage 52 Prozent der Einrichtungen bekommen. Viele Förderprogramme, die Verluste aus dem Lockdown kompensieren sollten, galten nicht oder nur teilweise für die Freizeitbranche. Aus einem Sonderfonds der Bundesregierung für Kultur­einrichtungen etwa sind drei Prozent der befragten Betriebe unterstützt worden. 37 Prozent der Einrichtungen haben Kurzarbeitergeldregelungen genutzt. Laut IHK-Freizeitbarometer schätzt mehr als die Hälfte der Befragten die staatlichen Corona-Regelungen als zu restriktiv ein. Kritisiert werden vor allem die unübersichtlichen oder unverständlichen Bundesregelungen für die Freizeitwirtschaft (45 Prozent), die Vorschriften des Landes Sachsen-Anhalts (48 Prozent) und die kommunalen Vorgaben (22 Prozent) im Pandemiezeitraum.

André Rummel, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Magdeburg, stellt fest: „Die Umfrage zeigt außerdem, dass die sachsen-anhaltische Freizeitbranche verhalten auf das laufende Jahr 2021 schaut.“ Immerhin 38 Prozent der Einrichtungen geben an, die bisherigen Verluste aus eigener Kraft kompensieren zu können. Dennoch klagt knapp ein Viertel der Anbieter über Liquiditätsengpässe. 22 Prozent beklagen Eigenkapitalrückgänge. Fünf Prozent empfinden den Zugang zu Fremdkapital als erschwert.

„Viele Freizeiteinrichtungen haben den Stillstand genutzt, um die Digitalisierung in ihren Betrieben voranzutreiben“, so Rummel weiter. Demnach haben 40 Prozent der Befragten nach eigenen Angaben ihre Online-Präsenz ausgebaut, um ihre Verluste kompensieren zu können. Mehr als ein Viertel der Einrichtungen hat über virtuelle Angebote und Veranstaltungen versucht, ihre Gäste weiterhin zu erreichen. Online­buchungssysteme haben 24 Prozent der Befragten eingeführt, auf Besucher-Apps setzten acht Prozent. Etwa jeder vierte Anbieter versucht, über Rationalisierungsmaßnahmen und sonstige Einsparpotenziale Verluste zu minimieren.